Wo ist denn KI (oder international „AI“ für „Artificial Intelligence“) schon ganz normal? Sie lesen diesen Blog vielleicht auf Ihrem Smartphone. Dieses steckt voller KI. Sind Sie sicher, dass alle Tweets, die Sie in den letzten Tagen gelesen haben, von Menschen verfasst wurden? Haben Sie bei Ihrem letzten Flug am Automaten eingecheckt? Ampeln sammeln Infos darüber, wie viele Autos und Fußgänger gerade auf sie zusteuern und wer deshalb gleich Grün bekommt. Autos sind sowieso zu rollenden Computern geworden und fahren uns bald selbständig. Das berühmte Trivialbeispiel ist der Kühlschrank, der weiß, wann die Milch alle ist und selbst nachbestellt. Wir können uns mit Siri, Alexa, dem Google Assistant und Cortana zuhause unterhalten und deren Unterstützung einfordern. Auch wenn es da wohl noch einige Gesprächsthemen gibt, die suboptimal laufen. Aber die Sprachassistenten lernen schnell, sammeln Erfahrungen und wissen durch jede Frage beim nächsten Mal mehr. Aha, sie lernen. Doch sie können dadurch auch Spione im Haus sein. Welche Userprofile ergeben sich aus den Fragen? Wer hört mit?
KI ist schon überall: im Berufsleben, im Privatleben und sogar im Kinderzimmer
Der Roboterhund Aibo von Sony und IBMs CognyToy-Produkte erobern unsere Kinderzimmer, hören fleißig zu, lernen und kommunizieren. Die Spielzeugpuppe „My Friend Cayla“ wurde aufgrund von Beschwerden empörter Verbraucher vom Markt genommen. Auch hier stellt sich die Frage: Wo landen die Infos? Und wer wertet sie aus? Nach betreffenden Siegen in den Bereichen Computerspiele und Schachpartien hat nun auch ein Computer den anerkannt weltbesten Go-Spieler (Go ist ein extrem komplexes chinesisches Brettspiel) in die Schranken gewiesen. Ist Künstliche Intelligenz bald unschlagbar?
Grundnahrungsmittel für KI: Big Data
Künstliche Intelligenz muss so wie menschliches Wissen immer mehr Daten sammeln, um immer mehr Vergleichswerte zu haben, auf Basis derer ausgewogene Entscheidungen gefällt werden können. Beim Menschen nennt man das Erfahrung, beim Computer Big Data. Menschen lernen durch Bücher, Vorträge, Erfahrungsaustausch und selbst gemachte Erfahrungen. Computer lernen durch mehr und mehr und mehr Daten, mit denen wir sie füttern.
Und sie können lernen zu lernen. So können sie zum Beispiel hervorragende Ergebnisse bei der Krebsdiagnose erzielen oder werden erfolgreich bei der Alzheimer-Diagnose per Gehirnscan eingesetzt. Forscher der italienischen Universität Bari stellten im Sommer 2017 ein Programm vor, mit dem sie Alzheimererkrankungen schon zehn Jahre vor dem Auftreten erster Symptome anhand von Magnetresonanztomographien diagnostizieren können. Künstliche Intelligenz ist der perfekte Helfer in Alltag und Beruf. Und dieser Helfer wird immer besser.
Wir müssen das Rennen gewinnen zwischen der wachsenden Macht der Künstlichen Intelligenz und unserem wachsenden Wissen, KI zu managen. @tegmark #jobwizards https://job-wizards.com/de/ki-wie-kuenstliche-intelligenz-unsere-arbeitswelt-erobert/
Warum also Angst haben?
Genau deshalb: KI wird immer besser. Bis wann können wir sie noch beherrschen? Und in wessen Händen wird der Helfer zur Gefahr? Wenn sich der Physiker Stephen Hawking, Microsoft-Gründer Bill Gates und Tesla-Gründer Elon Musk einig darin sind, dass die Menschheit die Kontrolle über superintelligente Maschinen verlieren und KI mehr Schaden als Nutzen bringen könnte, sollten wir doch kurz überlegen, was da auf uns zukommt. Kein Lebensbereich ist ausgeschlossen, und vor allem der Arbeitsalltag wird revolutioniert.
Wie war das nun mit den Arbeitsplätzen?
Nicht jeder jubelt mit verklärtem Blick in eine goldene Zukunft „Hurra, endlich kann ich mich sinnvolleren Tätigkeiten widmen!“. Viele sagen im Hier und Jetzt „Mein Arbeitsplatz geht verloren.“. Ein konkretes Beispiel: Die Deutsche Bank beschäftigte im November 2017 um die 97 000 Mitarbeiter weltweit. Nach der Kündigung von 4000 Stellen in den letzten 12 Monaten stellte ihr Chef John Cryan die Streichung von weiteren 9000 Stellen in naher Zukunft in Aussicht – und mittelfristig den Wegfall der Hälfte aller Arbeitsplätze. Seine Begründung: „Wir machen zu viel Handarbeit, was uns fehleranfällig und ineffizient macht.“ Vor allem durch das maschinelle Lernen bzw. Künstliche Intelligenz könnte das Unternehmen noch viel effizienter werden. Cryan sagt, dass viele Banker ohnehin wie Roboter arbeiteten. An die Stelle qualifizierter Mitarbeiter sollen daher qualifizierte Maschinen treten.
Die große Innovation für die Zukunft, alle wollen dabei sein
Um beim Digital Leadership nicht zurückzubleiben, richten die Vereinigten Arabischen Emirate ein Ministerium für Künstliche Intelligenz ein. Russlands Präsident Wladimir Putin schwor zum Schulbeginn im Herbst 2017 per Live-Übertragung im Fernsehen die Schüler Russlands ein: „Künstliche Intelligenz ist die Zukunft, nicht nur für Russland, sondern für die gesamte Menschheit. Sie kommt mit kolossalen Möglichkeiten, doch auch mit Bedrohungen, die schwer vorherzusagen sind.“ Dem muss man wohl zustimmen, aus Putins Munde klingt allerdings auch etwas bedrohlich, was er hinzufügte: „Wer in diesem Gebiet die Führung übernimmt, wird zum Herrscher der Welt.“ Das sieht auch Elon Musk, Chef von Tesla, so, der mit einem Tweet reagierte, in dem er die Ansicht äußerte, dass der Wettkampf der Nationen um die Vorherrschaft im Bereich KI die wahrscheinlichste Ursache für den dritten Weltkrieg sein werde.
Kollege KI in der Zeitungsredaktion
Ein gutes Beispiel dafür, wie Künstliche Intelligenz ganz praktisch Arbeit im Alltag übernehmen kann, ohne diese jemandem wegzunehmen, hat die „Washington Post“ bei den Olympischen Sommerspielen 2016 ausprobiert und im Anschluss weiter praktiziert: Mithilfe von KI wurden Beiträge verfasst, die unbedeutende Themen behandelten. So konnten die Journalisten mehr Zeit in die Qualität von wichtigen Artikeln stecken. Nach einem Jahr und 850 durch KI verfasste Texte zeigte sich die Redaktion zufrieden mit den Ergebnissen. Für die rein faktische Berichterstattung ergibt sich also ein neues Berufsbild: den Computern die nötigen Daten zuführen und ihren Output kontrollieren.
Aufgabe Nummer 1: Immun werden gegen Hackerangriffe
Prof. Max Tegmark vom MIT in Cambridge (siehe Infokasten) beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Entwicklung von KI und damit, was diese für die Zukunftswelt von uns Menschen bedeutet. Er meint: „Wir müssen das Rennen gewinnen zwischen der wachsenden Macht der Künstlichen Intelligenz und unserem wachsenden Wissen, KI zu managen. Und wir sollten dabei nicht versuchen, erst aus Fehlern zu lernen. Das könnte fatal enden.“ Er plädiert dafür, zunächst intensiv daran zu arbeiten, Computer möglichst immun gegen Hackerangriffe zu machen, und weist dabei auf Stromnetze, Kraftwerke und selbstfliegende Flugzeuge hin. Sein Credo: „Wir müssen auch über unsere Werte nachdenken und unsere Ziele definieren. Und wir müssen der KI beibringen, diese Ziele zu adaptieren und auch dann beizubehalten, wenn sie selbst immer schlauer wird.“ Er sieht nicht nur die Risiken, sondern betrachtet sich selbst dabei als optimistisch: „Das Ganze kann riesige Vorteile bringen. Schon heute gibt es ja Roboter, die präziser operieren als Menschen. Und selbstlernende Systeme können die Medizin und andere Technologien immer schneller verbessern. Für Jobs der Zukunft heißt KI generell: Wir müssen unseren Kindern das Richtige raten. Sie sollten Berufe wählen, die mit Kreativität, Improvisation und Menschen zu tun haben.“
Portrait
Max Tegmark
Der Schwede Max Tegmark ist Kosmologe und Experte für KI. Er arbeitet als Physik-Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA. Tegmark ist Mitgründer des „Future of Life Institutes“, in dessen Beirat neben anderen prominenten Mitgliedern auch Stephen Hawking sitzt. Er erforscht unter anderem, welche Risiken mit hochentwickelter Künstlicher Intelligenz verbunden sind. Kürzlich ist sein neues Buch „Life 3.0: Being Human in the Age of Artificial Intelligence“ erschienen.

Noch immer steuert der Mensch den Computer, und nicht anders herum. Aktuell gilt, was Yann LeCun, der für Facebook zum Thema KI forscht, im Interview mit dem Magazin „Popular Science“ sagte: „Auf eine sehr begrenzte Art sind diese Systeme ,intelligenter‘ als Menschen. Ihr Können beschränkt sich allerdings auf einen sehr eng definierten Bereich und ihre Autonomie ist sehr gering. Sie können nicht wirklich mehr als die Aufgabe ausführen, für die sie entwickelt wurden.“