Bildungs- und Arbeitsmarktexperten sind sich einig: Im 21. Jahrhundert ist digitale Kompetenz eine Kulturtechnik wie Lesen oder Schreiben, die jeder beherrschen sollte. Eine neue Veröffentlichung der Europäischen Kommission – DigComp 2.1: The Digital Competence Framework for Citizens – schafft dazu ein Rahmenkonzept. Das Konzept der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) der EU-Kommission ist ein interessanter aktueller Versuch, die verschiedenen Bereiche und Dimensionen digitaler Kompetenz zu erfassen. Bei der Erstellung des Konzeptes wurden Ergebnisse aus über 100 verschiedenen Veröffentlichungen zum Thema berücksichtigt.
Was genau ist eigentlich digitale Kompetenz?
Momentan gibt es in der Diskussion um den Begriff „Digitale Kompetenz“ verschiedene Definitionsversuche und mehrere damit verwandte Bezeichnungen wie zum Beispiel „Informationskompetenz“, „Internetkompetenz“ oder „Medienkompetenz“. Die Autoren des EU-Rahmenkonzeptes berücksichtigen diese verschiedenen Aspekte und haben ein anschauliches Bild gefunden, um digitale Kompetenz begreifbar zu machen. So bildet das Cover der Broschüre den „digitalen Ozean“ ab und wie auf einer Klippe sitzt ein Mensch auf dem aufgeklappten Deckel eines Laptops. Er schaut auf eine Boje – bereit, ins Wasser abzutauchen und mehr über den digitalen Ozean zu erfahren.

DigComp 2.1 - The Digital Competence Framework for Citizens
Das von der Europäischen Kommission veröffentlichte Rahmenkonzept „DigComp 2.1: The Digital Competence Framework for Citizens“ hat zum Ziel, den europäischen politischen Entscheidungsprozess wissenschaftlich fundiert zu unterstützen und ist zu einem Referenzwerk für die Entwicklung und strategische Planung von digitalen Kompetenzinitiativen geworden.
Schritt halten mit Industrie 4.0 und Digitalisierung
Digitalisierung und Industrie 4.0 haben unseren Alltag sowie unsere Informations- und Arbeitswelt bereits gravierend verändert. Doch viele dieser Veränderungen sind noch nicht deutlich sichtbar und begreifbar. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich mit den vielen neuen Informationen und Innovationen zu beschäftigen. Dazu braucht man digitale Kompetenz. Wie diese genau aussehen kann, haben die Autoren des Rahmenkonzeptes in fünf verschiedenen Kompetenzbereichen definiert.
1. Information und Innovation gehören zusammen
Zum Kompetenzbereich 1 gehören Information und Datenkompetenz sowie Datenverarbeitung. Ob Wissenschaft, Handwerk oder Industrie: Wer heutzutage den neuesten Entwicklungsstand in seinem Fachbereich verfolgen will, muss in der Lage sein, mithilfe verschiedener Suchmaschinen online nach Informationen zu suchen, muss die Unmengen von Daten, Inhalten und Suchergebnissen filtern, bewerten und managen können.
2. Kommunikation und Projektmanagement der Zukunft
Zum Kompetenzbereich 2 gehören Kommunikation und Zusammenarbeit (Mitwirkung) – wichtige Fähigkeiten für das Projektmanagement der Zukunft. Privat per E-Mail, Smartphone und Voice over IP wie etwa Skype zu kommunizieren, ist bereits selbstverständlich, doch zunehmend werden Daten und Inhalte auch in der Arbeitswelt getauscht und geteilt. Immer mehr Dienstleistungen, ob in Banken, in Krankenhäusern oder in den Verwaltungen der Städte, werden digital gemanagt. Das Kommunizieren mit digitalen Tools folgt bestimmten Regeln, oft als „Netiquette“ bezeichnet. Sogar im Knigge findet man schon seit einigen Jahren Höflichkeitsregeln für soziale Netzwerke.
3. Aktive Beteiligung im Netz mit eigenen Inhalten
Zum Kompetenzbereich 3 gehören alle Fähigkeiten rund um die Erstellung digitaler Inhalte. Texte, Tabellen, Bilder und Illustrationen, Audiodateien, Videos und Tutorials – alle diese Inhalte müssen entwickelt, produziert, in bestehende Strukturen integriert werden. Hierfür sollte man sich mit Fragen des Copyrights und Lizenzfragen auskennen, (einfache) Programmierkenntnisse sind ebenfalls hilfreich.
Digitale Kompetenz ist gefragt, aber wie sieht die genau aus? Das europäische Update. #jobwizards https://job-wizards.com/de/digitale-kompetenz-schrittweise-besser-werden-teil-1-von-3-blogs/
4. Auf Nummer sicher – neue Unternehmenskultur und Personalentwicklung
Zum Kompetenzbereich 4 gehört Sicherheit, und die ist vor allem in puncto Unternehmenskultur und Personalentwicklung ein großes Thema. Hier geht es darum, die eigenen Geräte, Inhalte und Anwendungen effektiv zu schützen, damit wichtige Firmendaten und natürlich auch private persönliche Daten, zum Beispiel von Mitarbeitern oder von Kunden, nicht gestohlen (gehackt) werden können. Zu diesem Bereich zählt die EU-Kommission aber auch den Schutz von Gesundheit und Wohlergehen (einschließlich wichtiger Energiesparmaßnahmen), denn bekannt ist mittlerweile auch, dass die extensive Nutzung digitaler Technologien der Gesundheit schaden kann. Verantwortungsbewusste Führungskräfte haben die digitale Sicherheit im Blick.
5. Probleme sind da, um gelöst zu werden
Der Kompetenzbereich 5 beschreibt alle Kenntnisse rund ums Problemlösen, denn die Autoren haben erkannt: Technische Probleme aller Art gehören so selbstverständlich zur Digitalisierung wie die Fische ins Meer. Neue Geräte, Programme und Anwendungen fordern immer neue Fähigkeiten, die Anpassung verläuft selten störungsfrei. Ob Privatperson, Mitarbeiter oder Führungskraft: Mit der digitalen Evolution ist es quasi Programm geworden, dass jede und jeder immer wieder auf Wissenslücken stößt, seine digitale Kompetenz regelmäßig aktualisieren muss und idealerweise auch seine Mitmenschen und Mitarbeiter dabei unterstützt.
Digitale Kompetenz – schrittweise besser werden, Teil II und Teil III
Lust, noch mehr über digitale Kompetenz zu erfahren? Im nächsten Blog, Teil II, geht es um das Fundament und das mittlere Level digitaler Kompetenz, in Teil III um die Fortgeschrittenen sowie die Hochspezialisierten.

