Auch wenn es schön ist, einfach mal in den Tag hinein zu leben, erfolgreiche Menschen tun genau das nicht. Stattdessen haben sie oft einen minutiös durchstrukturierten Tag, der optimal auf ihre persönlichen Leistungskurven abgestimmt ist.
Milliardär Jack Dorsey zum Beispiel, CEO von Twitter und Square, startet morgens nach exakt sieben Stunden Schlaf mit einem Eisbad in den Tag. Dienstags und donnerstags arbeitet er im Homeoffice, weil er dort besser denken kann. Frühstück und Lunch lässt er ausfallen, um fokussierter zu sein, und eine Mahlzeit gibt es erst am Abend.
Albert Einstein dagegen soll gern zehn Stunden oder länger im Bett verbracht haben, wo ihm im Schlaf wichtige Gedanken zur Relativitätstheorie erschienen. Keine Frage, Menschen und ihr Leistungsverhalten sind sehr unterschiedlich.
Mensch und Chronobiologie: Wie „tickt“ unser Körper?
Sicher zählen Dorseys Routinen zu den extremeren Varianten, das Beste aus den eigenen Leistungsmöglichkeiten herauszuholen. Dennoch zeigen sie einen Trend, der immer mehr um sich greift. Nämlich dann zu arbeiten, wenn die Voraussetzungen dafür optimal sind. Und das kann recht unterschiedlich sein.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass jeder Mensch, jeder Organismus, eine Art innere Uhr hat. Wie ein bestimmter Rhythmus, der genetisch festgelegt ist, gibt sie vor, wie wir „ticken“ – ob wir lieber früh oder spät aufstehen.
Die Chronobiologie untersucht diese biologischen Rhythmen: Körpereigene Zeitmesser, bestimmte Gene, die in fast allen unseren Körperzellen sowie im Gehirn schwingen, liefern einen individuellen Takt für die Ausschüttung der Hormone und das Schlaf-wach-Verhalten.
Der Wechsel zwischen Tag und Nacht, der natürliche Hell-dunkel-Rhythmus, ist dabei der wichtigste Taktgeber für die biologische Uhr. Diese reagiert allerdings seit der Erfindung des künstlichen Lichts zunehmend irritiert. Denn während natürliche Lichtquellen wie Feuer oder Kerzen eher rötlich leuchten, strahlt blaues Licht aus Handys, Fernsehern oder Tablets mit einer ganz anderen Wellenlänge, die dem Körper vor allem Aktivität signalisiert.
Jeder Organismus ist anders, aber es gibt zwei Chronotypen
Hauptsächlich gibt es zwei so genannte Chronotypen: Erstens die Frühaufsteher oder Lerchen, die stets sehr früh aufwachen. So wie der britische Multi-Unternehmer Richard Branson, Gründer des Plattenlabels Virgin Records sowie der Virgin Group, der jeden Morgen um 5 Uhr aufsteht. Und zweitens die eher nachtaktiven Langschläfer oder Eulen, die das Licht erst spät nachts löschen, gern ausschlafen und deren Job immer viel zu früh beginnt.
„Neue Bürozeiten zielen auf gut ausgeruhte, produktivere Arbeitnehmer“, titelte die New York Times bereits Ende 2018. Und beschreibt ausführlich, dass immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mithilfe von flexiblen Arbeitszeiten ermutigen, dann zu arbeiten, wenn ihr Körper am wachsten ist.
Früher, heute, morgen: arbeiten im Einklang mit der inneren Uhr
Allerdings ist immer noch vielen Beschäftigten die Existenz einer solchen inneren Uhr nicht bewusst. Und im Einklang damit zu arbeiten, ist längst nicht in allen Branchen angekommen. „Unser Körper ist durchherrscht von den inneren Rhythmen, die wir nur im Störungsfall bemerken, wenn wir etwa nachhaltig gegen unsere inneren Taktgeber leben und nur der äußeren gesellschaftlichen, abstrakten Zeit folgen“, schreibt der Schriftsteller und Philosoph Rüdiger Safranski. Und weiter: „Bekannt sind die Gesundheitsschäden bei längerer Schichtarbeit. Es kommt zu Schlafstörungen, Depressionen, Herz-Kreislauferkrankungen. Wer hartnäckig gegen die Eigenzeit seines Körpers lebt, lebt nicht lange.“
Chronobiologie: Potenzial für den Arbeitsplatz der Zukunft
„Wer in Zukunft Fachkräfte gewinnen und halten will, der muss sich mehr einfallen lassen, als nur extrinsische (von außen bestimmt, Anm. der Redaktion) Motivationsfaktoren zu bedienen. Die Generation Y erwartet ein Arbeitsumfeld, welches ihre individuellen Bedürfnisse berücksichtigt“, erklärt Michael Wieden, Autor von „Chronobiologie im Personalmanagement“. Die innere Uhr im Job und sie bei der Arbeitszeitplanung stärker zu berücksichtigen, ist ein interessanter und vielversprechender Weg.
Der Arbeitsplatz der Zukunft bietet damit neue Möglichkeiten, individuell auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen und zu berücksichtigen, wie sie optimal arbeiten. Das ist gesünder für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und produktiver für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, denn wer lernt, im Einklang mit dem Biorhythmus zu arbeiten, bleibt nachhaltig gesund und kann die eigenen Leistungsmöglichkeiten unter optimalen Bedingungen abrufen.
Innere Uhr und Biorhythmus: orientieren am Optimum – so gehts
Sie haben Lust bekommen auf Chronobiologie? Starten Sie mit einem Selbstbeobachtungsprotokoll, um Ihren Biorhythmus besser kennenzulernen. Achten Sie darauf, wann Ihre aktivste Tageszeit ist. Erledigen Sie wichtige To-dos genau dann. Notieren Sie in einer Tabelle im Ein- oder Zwei-Stunden-Rhythmus, zu welcher Uhrzeit Sie welche Arbeiten machen und ob Sie dabei wach oder müde sind, konzentriert oder abgelenkt, schnell oder langsam, kreativ oder nicht kreativ.
Grundsätzlich sind die meisten Menschen vormittags voller Energie. Nach dem Mittagessen fallen viele in ein kleines Leistungstief, gefolgt von einem zweiten Hoch am späten Nachmittag. Dann schaltet der Körper langsam auf Nachtruhe um – außer der von Eulen.
#Chronobiologie ist Trend. Denn wer den eigenen #Biorhythmus gut kennt und passende Arbeitsroutinen entwickelt, genießt klare gesundheitliche und persönliche Vorteile. #jobwizards https://job-wizards.com/de/chronobiologie-arbeiten-im-persoenlichen-optimum/